Situationen und ihre Umstände

Methode
Seitenwechsel

Ziele
• Durch das Beschreiben einer Situation aus der Perspektive einer bestimmten Person sollen Lebenslagen und Entscheidungsdilemmata vergegenwärtigt werden
• Perspektiven oft abhängig von Umständen

Checklist
Materialien: Jeweils eine Kopie einer Situationsbeschreibung (siehe Ablauf)
Zeit: 60 Minuten (im Alphabereich das Doppelte)

Ablauf
Es werden vier Gruppen gebildet. Jede Gruppe erhält eine Situationsbeschreibung. Der Text wird zuerst gemeinsam gelesen. Sind die wichtigsten Verständnisfragen geklärt, wird jetzt gemeinsam diskutiert, was bei der Besprechung gesagt wird. Ein/e Stellerverter_in wird gewählt, welche dann bei der Besprechung im Plenum die Meinung vertritt. Besprechung im Plenum – ändert sich die Meinung der jeweiligen Gruppe? Alternativ: Es bilden sich jeweils Gruppen zu vier Personen. Jede davon erhält eine Situationsbeschreibung. Diese wird dann gruppenintern durchgespielt. Dann wechseln die Personen und nehmen eine jeweils andere Rolle ein. Was ändert sich?

Situationsbeschreibungen:

A
Sie sind eine Deutschlehrerin. Ein Teilnehmer in einem Deutschkurs kommt immer zu spät und stört die anderen beim Lernen, da er oft angetrunken ist. Sie haben schon mehrfach mit dem Mann gesprochen – und dieser hat schon mehrfach versichert, er würde sein Verhalten ändern. Der Mann ist Mitte Dreißig und braucht für sein Visum den Nachweis für den Deutschkurs. Die Direktorin hat Sie nun zu einer gemeinsamen Besprechung mit dem Kursteilnehmer gebeten. Was sagen Sie bei der Besprechung mit der Direktorin?

B
Sie haben aus ihrer Heimat fliehen müssen. Sie haben in Österreich keine Arbeit. Man beschimpft Sie regelmäßig, weil Sie anders aussehen. Sie würden gerne arbeiten, damit Sie nicht so viel denken müssen. Weil Sie keine Arbeit haben, trinken Sie – denn dann müssen Sie auch nicht mehr denken. Sie gehen gerne in den Deutschkurs, weil Sie sonst sehr alleine sind. Sie bekommen einen Brief, in dem Sie aufgrund der Vorfälle von der Direktorin zu einem Gespräch aufgefordert werden. Was sagen Sie bei der Besprechung mit der Direktorin? 

C
Sie sind die Direktorin einer Erwachsenenbildungseinrichtung und für die Deutschkurse verantwortlich. Mehrere Kursteilnehmerinnen beschweren sich unabhängig von einander über einen anderen männlichen Kursteilnehmer, der sie am Lernen hindert und durch den sie sich durch seinen oft angetrunkenen Zustand erheblich gestört fühlen. Sie beschließen, eine Besprechung mit der Kursleiterin und dem betreffenden Teilnehmer einzuberufen. Was sagen Sie bei der Besprechung?

D
Sie sind eine Kursteilnehmerin in einem Deutschkurs. Der Deutschkurs ist wichtig für Sie und Sie würden gerne auch zu Hause mehr lernen, aber Sie haben keine Zeit, weil Sie vor dem Deutschkurs arbeiten und danach die Kinder aus dem Hort abholen müssen. Die Zeit im Deutschkurs wollen Sie deswegen ganz nützen. Sie können sich aber nur ganz konzentrieren, wenn es ruhig ist und alle genauso arbeiten wollen wie Sie. Ein Kursteilnehmer stört regelmäßig das Lernklima. Vor allem durch seinen deutlich angetrunkenen Zustand. Sie beschweren sich bei der Direktorin. Diese lädt Sie ein zu einer gemeinsamen Besprechung. Was sagen Sie dort?

Diskussionsfragen
• Wie kann man allen Perspektiven gerecht werden? Soll man das?
• Wie sehr ist eine Perspektive einer Person von einem bestimmten Umstand abhängig?Wenn dieser Mann ein ganz anderes „Schicksal“ gehabt hätte, wäre er dann vielleicht in einer ganz anderen Situation?

Quelle
Inspiriert von: DGB-Bildungswerk Thüringen e.V. (Hrsg.) (2003): Baustein zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit. Erfurt,  S. 95.

ALPHAÜBUNGEN darauf aufbauend
• Sich eine der Personen wählen und aus ihrer Sicht fest halten, wie die Besprechung war (Was ist passiert? Was hat wer gesagt? Was hätte anders laufen können?).
• Abtippen, austauschen, lesen – mit dem Material arbeiten.