Moralische Dilemmata

Lernen an Widersprüchen – eine Zwangslage, die eine Entscheidung zwischen zwei gleich (un-)günstigen Möglichkeiten fordert – steht bei dieser Methode im Mittelpunkt. Zwei moralische, miteinander unvereinbare Werte stehen einander gegenüber. Meist gibt es keinen Ausweg aus einer Zwickmühle. „Regeln des Vorziehens“ müssen begründet werden. Daher sind moralische Dilemmata auch ein gut geeignetes methodisches Medium für Gesprächsanlässe.
Hervorgerufen wird eine absichtliche Perturbation (Störung) der gewohnten Denkschemata, um Transformationen der Realität, ihre Widersprüchlichkeit und das Umorganisationspotenzial aufzuzeigen.

Prinzipienkonflikte sind:

  1. Kultureller Zielkonflikt: Universalität vs. Differenz
  2. Ökologischer Zielkonflikt: Bewahren vs. Verändern
  3. Rationalitätskonflikt: Kommunikatives vs. Zweckrationales Handeln
  4. Kontingenzkonflikt: Sicherheit vs. Unsicherheit, Ordnung vs. Unordnung
  5. Paradoxie des Individualismus: Individuierung vs. Anerkennung
Dilemmadiskussionen machen sehr deutlich, dass Politik interessengesteuert ist. Konsens und Konflikt sind darüber hinaus elementare Prinzipien demokratischer Verfahrensweisen. Normen, Ziele und Wege sind kontextabhängig, interpretierbar und müssen ausgehandelt werden. Ambivalenzen zu leben und auszuhalten – eine Prämisse im menschlichen Miteinander und in einer Demokratie.
Im Probehandeln, dem „So tun als ob“, werden Lösungen entwickelt, Konzepte ent- und verworfen sowie Handlungsfolgen antizipiert. Am Ende des Prozesses steht Analyse, Argumentation und Akzeptanz des Falles – somit ein Dreischritt: Ethisches Wissen, ethisches Wollen, ethisches Können.

Beispiele können aus tagesaktueller Berichterstattung genommen werden, z. B. Organspende, Militär, Sterbehilfe, Terrorismus etc.
Der Methodische Vierschritt:

  1. Präsentieren und Analysieren des Dilemmas
  2. Beurteilen der Problemlage (Entwicklung und Priorisierung von Argumenten, Begründungen und Bewertungen, Meinungsbildung und –findung)
  3. Entscheiden (Stellung nehmen, zu welcher Lösung man persönlich tendiert)
  4. Reflektieren (Gruppendiskussion und Entscheidung, außerdem Reflexion der Möglichkeiten der Generalisierung und des Transfers)
Gespräch steht im Mittelpunkt, zusätzliche methodische Optionen sind: Plan- und Rollenspiele, Geschichten, Fallbeispiele, Schreibintervalle, Szenarien und Simulationen (Was wäre wenn …?) etc.

Übung:
„Ich und der Rest der Welt“