Fallanalysen

Ein problemhaltiger Fall wird analysiert und darauf wird eine Entscheidung für eine Lösungsmöglichkeit getroffen. Zuerst findet eine Konfrontation mit dem Fall statt, darauf folgt der Versuch, dabei die Problem- und Entscheidungssituation zu erfassen. Information erfolgt über mitgebrachtes Material und in Gruppenarbeit sollen darauf alternative Lösungsmöglichkeiten des Falls entwickelt werden (Exploration). Anschließend wird in der Gruppe eine Entscheidung für eine Lösungsmöglichkeit, die vertreten werden soll, getroffen (Resolution). Diese wird im Plenum vorgestellt und in der Diskussion gegen widersprechende Positionen verteidigt (Disputation). Zum Abschluss werden die Lösungen der einzelnen Gruppen mit der Entscheidung verglichen, die in der Wirklichkeit getroffen wurde (Kollation).
Ziel ist es, die Analyse von Strukturen und Funktionen sozialer und politischer Gegebenheiten zu erfassen, die sich anhand konkreter Vorfälle zeigen lassen.
Der jeweilige Fall sollte lebens- und wirklichkeitsnah, exemplarisch und der Realität entnommen sein. Ein Hineinversetzen in die Rolle muss möglich sein. Das Problem sollte nicht in der Komplexität überfordern und kontrovers beurteilt werden können, Fokussierung auf einen Aspekt der politischen Wirklichkeit.

Anhand von dokumentierten Fällen aus der Alltagswelt, die Einzelschicksale beschreiben, können in der Politischen Bildung unterschiedliche Arten von allgemeinen Einsichten gewonnen werden:

  • Schlüsselbegriffe, Kategorien: In ihnen werden wichtige Eigenschaften des Politischen deutlich, die in jedem politischen Vorgang wieder erkannt werden können, z. B. Macht, Konflikt, Recht, Interesse etc.
  • Schlüsselprobleme: z. B. Umweltkrise, Friedensfrage, soziale Ungleichheit, Gefahren und Chancen der technologischen Entwicklung etc. In vielen aktuellen politischen Konflikten sind solche Schlüsselprobleme verborgen. Möglichkeit an konkreten Beispielen exemplarische und kontroverse Problembeschreibungen bzw. exemplarische Lösungsmöglichkeiten und deren kontroverse Beurteilungen zu zeigen.
  • Wertgrundlagen und „Grundprinzipien der Demokratie“. Grundlegendes Spannungsverhältnis zwischen Werten Freiheit versus Gleichheit, Macht versus Recht etc. – dieses nachzuvollziehen, zu diskutieren, nach Ausgleichsmöglichkeiten zu suchen, Fragen zu stellen (z. B. Werden Grundwerte überhaupt eingehalten?), Stellung zu beziehen und grundsätzliche politische Positionen kennen lernen, die bestimmte Werte betonen, ist hierbei von Bedeutung.

Drei Dimensionen des Politischen können somit bewusst werden:
„Form“ – Verfassung, Normen, Institutionen
„Inhalt“ – Aufgaben und Ziele, politische Programme
„Prozess“ – Interessen, Konflikte, Kampf

Übungen:
Ashiques Geschichte 
Gewalt – keine Gewalt